Sunprints
- Geschrieben am
- Durch Sabine Barth, flowland
- 0
Die Magie der Cyanotypie
von Sabine Barth, flowland
Warum ich Sunprints so liebe? Irgendwie beinhalten sie alles, was ich sehr gerne mag: Sonne, Natur, Wasser, experimentieren, schöne Überraschungen – weil man vorher nie weiß was rauskommt – und wunderschöne federleichte Bilder, die einzigartig sind. Alles geht ohne Hektik und entsteht wie von selbst. Sehr entschleunigend, happy slowlife.
Zum Drucken eignen sich gepresste Blumen und Gräser, aber auch Federn oder sogar die tote Motte, die ich letztens auf der Fensterbank gefunden habe.
Sunprints machen ist irgendwie auch ein bisschen die Entdeckung der Langsamkeit.
Erstmal müssen die Blumen eingesammelt und gepresst werden. Ich probiere alles aus, was mir in die Finger kommt. Beim Waldspaziergang, am Wegesrand und auf der Wiese.
Wenn ich dann nach ein paar Tagen den Stapel aus Kochbüchern wegschiebe, ist es schon immer eine kleine Überraschung, wie die gepressten Blumen geworden sind.
Zum Belichten lege ich das lichtempfindliche Solarpapier auf eine feste Unterlage. Dann arrangiere ich darauf die gepressten Blumen. Und damit nichts verrutscht oder vom Wind auf der Dachterrasse verschoben wird, decke ich das Ganze mit einer Acrylglasscheibe ab. Scheibe und Unterlage fixiere ich mit Foldback Klammern. Ich mache das im Schatten oder drinnen, damit der Belichtungsprozess nicht schon losgeht. Man kann auch gut eine Glasscheibe aus einem alten Bilderrahmen nehmen oder auch eine Klarsichtfolie.
Und dann lege ich meinen Sunprint einfach für ein paar Minuten in die Sonne. Es muss richtig strahlender Sonnenschein sein, bei bedecktem Himmel funktioniert es nicht. Beim Belichten geht es nicht wie beim Fotografieren um Bruchteile von Sekunden, sondern um eine Handvoll Minuten. Mal eine mehr, mal eine weniger.
Probier ruhig mal ein bisschen mit den Belichtungszeiten herum. Alles zwischen 5 und 20 Minuten funktioniert mit gepressten Blumen und Gräsern sehr gut.
Je länger es in der Sonne liegt, desto plastischer werden die Bilder. Weil die Sonnenstrahlen nach und nach auch durch die Blätter und Blüten dringen. Aber zu lang ist auch nicht gut, weil die Bilder dann ungenau werden an den Rändern.
Federn drucke ich auch sehr gerne. Man muss ein bißchen aufpassen, um die richtige Belichtungszeit in der Sonne zu finden. Federn sind da empfindlicher als Pflanzen, weil sie so feine Strukturen haben. Zuviel Sonne und die Details verschwinden. Zu wenig und sie kommen gar nicht erst hervor. Zarte Wesen.
Bei den Federn mag ich besonders, dass ihre Leichtigkeit in den Sunprints richtig toll sichtbar wird. Die Drucke von Federn sehen sogar meistens noch viel besser aus, als die Federn selbst, finde ich. Vielleicht weil das Weiß so weiß und das Blau so blau ist. Es entsteht einfach jedes Mal ein kleines Wunder.
The Magic Process – das Tolle ist, dass man den Bildern beim Entwickeln zugucken kann:
Die lichtempfindliche Beschichtung auf dem Papier wird in der Sonne nach und nach hellbraun. Wenn das Sunprint fertig belichtet ist, bringe ich es wieder in den Schatten. Der erste spannende Moment ist, wenn ich die Blumen vom Papier nehme. Es ist nämlich schon ein Abdruck zu sehen und ich finde zu dem Zeitpunkt sieht das Bild schon megatoll aus, so richtig 3D-mäßig. Und alles nur von den Sonnenstrahlen.
Auch wenn das Bild schon gut erkennbar ist, ist es jetzt noch sehr lichtempfindlich und sollte zügig ins Wasserbad kommen um den Entwicklungsprozess zu starten.
Am Anfang hab ich die Sunprints immer unter fließendem Wasser ausgewaschen. Jetzt hab ich festgestellt, dass es mit einer Wanne auch sehr gut geht. Man muss nur nach ein paar Drucken das Wasser wechseln. Die Sunprints nehmen also für eine Weile ihr Bad und entwickeln dabei ihre ganze Pracht.
Sobald das Papier ins Wasser eintaucht, beginnt der Bildentwicklungsprozess, ein bißchen so wie beim Polaroid. Nur mit Wasser.
Und dann passiert etwas total Faszinierendes, das Bild dreht sich nämlich um: was vorher braun war wird blau und was blau war wird weiß. Und deswegen verschwindet das Bild mal kurz zwischendurch und erscheint dann wieder und bildet sich immer weiter aus. Das Blau wird blauer und das Bild immer klarer. Es ist jedes Mal ein so wunderschöner Entstehungsprozess, dass ich einfach nicht genug davon bekomme.
Zum Abschluss tauche ich den Druck noch ein zusätzliches Wasserbad, in das ich vorher ein bisschen Wasserstoffperoxid gegeben habe. Das wirkt wie ein Beschleuniger und das Blau wird schlagartig noch satter und tiefer. Wasserstoffperoxid bekommt man in der Apotheke, es wird eigentlich zur Wundreinigung verwendet. Man kann diesen Schritt auch weglassen, vor allem wenn man mit Kindern Sunprints macht. Die fertigen Drucke dunkeln auch von selbst innerhalb der nächsten 24 Stunden nach.
Dann hänge ich den nassen Druck an die Wäscheleine, kann ruhig in der Sonne sein, der Entwicklungsprozess ist abgeschlossen und das Bild nicht mehr lichtempfindlich. Meistens sind die Bilder, wenn sie dann trocken sind, etwas wellig. Ich lege sie unter ein paar Bücher oder bügele sie glatt.
So einfach ist das mit den Sunprints. Und es macht unglaublich viel Spaß.
Hier nochmal die Anleitung in Kurzform:
* legt das, was ihr drucken wollt, auf das Solarpapier und fixiert es ggf. mit einer Acrylglasscheibe.
* bei strahlendem Sonnenschein 10-15 Min in der direkten Sonne belichten. Diese Belichtungszeit ist bei manchen Papieren auch kürzer, das muss man ausprobieren.
* Das Papier unter fließend Wasser abspülen oder ins Wasserbad legen. So wird die Bildentwicklung in Gang gesetzt. Nach etwa 3 - 5 Minuten ist der Entwicklungsprozess vollständig und das Sunprint fertig.
* Optional: Zum Abschluss noch ein Wasserbad mit ein bißchen Wasserstoffperoxid (aus der Apotheke). Das macht den Blauton noch satter, es geht aber auch ohne.
* Papier zum Trocknen aufhängen und wenn es zu wellig ist, unter ein paar Büchern glatt pressen.
Über Sabine |
Lust auf Sunprints bekommen?
Hier geht's zu Sabines Sunprint-Workshops
Hier geht's zum Sunprint Kit , ideal für Anfänger.
Alle Bilder auf dieser Seite sind von Sabine Barth.
Kommentare
Sei der erste der einen Kommentar schreibt....